Best Practice

Anhand von Best-Practice-Beispielen können Sie sich ein besseres Bild machen, wie die Zusammensetzung einer Energiegemeinschaft aussehen kann. Darüber hinaus gewinnen Sie einen Einblick über die Ziele, Vorteile, Motivationen und technischen Hintergründen des jeweiligen Projekts.

EEG SINNhub

Die Erneuerbare Energiegemeinschaft SINNhub, bestehend aus 170 Mitgliedern, hat in Salzburg ein Kleinwasserkraftwerk finanziert und errichtet. Statt einer finanziellen Rendite erhalten die Mitglieder für die nächsten 30 Jahre erneuerbaren Strom. Diese Investition schützt vor steigenden Strompreisen und trägt zum Klimaschutz bei.

Die Initiative kam von Johannes Lugstein, dem Obmann des Salzburger Almkanals. Die Umsetzung erfolgte durch den gemeinnützigen Verein „Ökostrombörse Salzburg“ (ÖSB) zwischen 2022 und 2023. Bürger*innen aus dem Einzugsgebiet des Umspannwerks „Hagenau“ konnten „Strombezugsrechte“ erwerben, um sich für 30 Jahre einen Anteil an der jährlichen Stromproduktion zu sichern.

Das Projekt ist ein Pilotprojekt für Salzburg in Sachen Nachhaltigkeit. Es fördert erneuerbare Energien und gewährleistet den Mitgliedern eine langfristige, lokale und klimaneutrale Stromversorgung.

Vertreter der Ökostrombörse Salzburg & der EEG SINNhub

Raiffeisen Nachhaltigkeitsinitiative Burgenland

Die Gründung der Energiegenossenschaften wurde maßgeblich durch die steigenden Strompreise zu Beginn des Jahres 2022 und die damit verbundene Unsicherheit bezüglich Kosten und Verfügbarkeit vorangetrieben. Gleichzeitig wuchs der Druck, auf nachhaltige Energieträger umzusteigen, insbesondere auf lokaler Ebene. Die Genossenschaften ermöglichen es, eigene Preise festzulegen und durch eine ausreichende erneuerbare Stromproduktion eine Resilienz gegenüber externen Einflüssen wie Covid, Inflation, oder geopolitischen Unruhen zu schaffen.

Dieses Projekt, flächendeckende Energiegenossenschaften zu gründen, ist in Österreich und Europa einzigartig und wurde durch diese Initiative ins Leben gerufen. Die Initiator:innen betrachten Energiegenossenschaften als Infrastrukturprojekte, die über alle Kooperationspartner hinweg gefördert werden sollten, beispielsweise durch den Ausbau von Ladeinfrastruktur, Speichern und erneuerbaren Energien, zum Nutzen der Mitglieder auf einer nicht gewinnorientierten Basis.

Mag. Eva Fugger, Generaldirektor-Stellvertreterin der Raiffeisenlandesbank Burgenland

EEG Ennstal

Unmittelbar nach Inkrafttreten des ElWOG (7/2021), das die Umsetzung von Energiegemeinschaften ermöglichte, begann die Gemeinde Großraming mit der Planung einer Energiegemeinschaft. Zunächst wurde eine kleine Test-EEG mit wenigen Mitgliedern selbst umgesetzt. Im Februar 2022 wurde die Test-EEG Großraming gegründet und ab April 2022 erfolgte der Datentransfer über das EDA-Portal mit einem Erzeuger und vier Abnehmern.

Der erfolgreiche Testbetrieb führte zur Entscheidung, die EEG auf das gesamte Gemeindegebiet auszuweiten. Da eine lokale EEG-Bildung nicht möglich war, wurde die regionale EEG Großraming gegründet und später in EEG-Ennstal umbenannt, um das gesamte Versorgungsgebiet des UW Großraming abzudecken. Bereits im Dezember 2022 wurden Kontakte zu Interessierten in benachbarten Gemeinden geknüpft. Die Weiterentwicklung der EEG übernahm eine motivierte Gruppe aus den ersten EEG-Mitgliedern. Die ersten Informationsveranstaltungen fanden 2022 statt.

Seit Januar 2023 werden Mitglieder in die regionale EEG-Ennstal aufgenommen, einschließlich des Windparks Laussa seit Mitte Januar 2023. Die EEG-Ennstal verfügt über einen idealen Energiemix aus Windkraft, Photovoltaik und Wasserkraft, wodurch im ersten Jahr eine Eigendeckung von 75 bis 85 % des Gesamtverbrauchs aller Bezugszählpunkte erreicht wurde.

Windräder in der EEG-Ennstal

Bürgerenergiegemeinschaft Region Amstetten

Die Bürgerenergiegemeinschaft Region Amstetten wurde mit dem Ziel gegründet, eine Energiegemeinschaft für ALLE der Klima- und Energiemodellregion Amstetten zur Verfügung zu stellen, um möglichst große Synergieeffekte zwischen Gemeinden, Betriebe und Privaten zu nutzen. Damit soll regional produzierter Strom besser vergütet und die Wertschöpfung in der Region behalten werden. Für die BEG Amstetten war immer klar sich nicht nur auf kommunale Anlagen zu beschränken und die gesamte Region Amstetten abzudecken.

Ziel ist es, ein optimales Verhältnis aus Verbrauchern und Produzenten zu schaffen und kontinuierlich zu wachsen. Weiters gilt es die Wirtschaftlichkeit der BEG zu wahren. Darauffolgend können weitere innovative Anwendungen wie „Grätzlspeicher“ oder gemeinsame Produktionsanlagen angedacht werden.

Vorstand der BEG-Region Amstetten eGen – ©GDAPox

Energiegemeinschaft Österreich

Die „Energiegemeinschaft Österreich“ wurde gegründet, um kleinere Energiegemeinschaften zu bündeln und Synergieeffekte zu nutzen. Daraus entstand ein Verein, der Energie über eine Bürgerenergiegemeinschaft spendet. Private Haushalte und Unternehmen können unentgeltlich Strom einspeisen, der karitativen Einrichtungen und armutsgefährdeten Haushalten zugutekommt. Der Verein finanziert sich durch einen geringen Strompreis von 6 ct/kWh für karitative Einrichtungen, während armutsgefährdete Haushalte den Strom kostenlos erhalten. Dies ermöglicht diesen Haushalten eine Ersparnis des gesamten Arbeitspreises. Dank Kleinwasserkraftwerken können derzeit über 100 Haushalte vollständig versorgt werden. Unternehmen verzichten auf Einspeisetarife, wodurch Verbraucher hohe Arbeitspreise sparen.

Matthias Nadrag, der Initiator der Energiegemeinschaft Österreich