Welche Ursachen stecken hinter den steigenden Netzkosten?
30.06.2025
Mit Beginn des Jahres 2025 stiegen die Netzkosten für Strom in Österreich deutlich an. Die Stromnetzentgelte erhöhen sich im bundesweiten Durchschnitt um 23 %. Besonders betroffen sind Niederösterreich (+32 %), Wien (+31 %) und die Steiermark (+29 %). Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh bedeutet das jährliche Mehrkosten von etwa 73 Euro bzw. rund 6 Euro pro Monat. (1)
Was sind die Ursachen für die steigenden Netzkosten?
Die Hauptursachen für diese Entwicklung liegen in den massiven Investitionen, die für die Modernisierung und den Ausbau der Stromnetze notwendig sind. Bis 2040 sind österreichweit rund 53 Milliarden Euro für die Netzinfrastruktur geplant, davon 44 Milliarden Euro für die Verteilernetze und neun Milliarden Euro für die Übertragungsnetze. Allein 2023 investierte die Austrian Power Grid (APG) 490 Millionen Euro in das Übertragungsnetz. Diese Maßnahmen sind erforderlich, um die Integration von immer mehr Wärmepumpen, kleinen PV-Anlagen und E-Mobilität zu ermöglichen und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. (2&3)
Ein weiterer wesentlicher Faktor ist der Rückgang des Strombezugs aus dem öffentlichen Netz. Im Jahr 2023 sank die an Endverbraucher abgegebene Strommenge um 5,6 %. Dieser Trend wird durch den starken Ausbau von Photovoltaikanlagen verstärkt: Im ersten Quartal 2024 wurden fast 500 Megawatt neu installiert, die gesamte PV-Leistung in Österreich liegt mittlerweile bei 8,25 Gigawatt-Peak. Während immer mehr Strom dezentral erzeugt und direkt verbraucht wird, bleiben die Fixkosten für Betrieb und Ausbau des Netzes bestehen. Diese Kosten müssen auf eine kleinere Menge an aus dem Netz bezogenem Strom verteilt werden, was die Netzentgelte pro Kilowattstunde steigen lässt. (1&4)
Was ist mit den Energiegemeinschaften?
Energiegemeinschaften gewinnen im Zuge der aktuellen Entwicklungen im Energiesektor zunehmend an Bedeutung. Sie bieten Bürger:innen, Unternehmen sowie Gemeinden die Möglichkeit, gemeinsam erneuerbare Energie zu erzeugen, zu nutzen und zu teilen. Durch die lokale Produktion und den direkten Verbrauch von Strom innerhalb der Gemeinschaften wird die regionale Energieversorgung gestärkt und die Wertschöpfung vor Ort erhöht. Ein wesentlicher Vorteil besteht darin, dass Energie möglichst dort genutzt wird, wo sie erzeugt wird. Dies kann dazu beitragen, Transportwege im Stromnetz zu verkürzen und Übertragungsverluste zu minimieren.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass der Anteil des innerhalb von Energiegemeinschaften geteilten Stroms im Verhältnis zum gesamten Stromverbrauch in Österreich derzeit noch sehr gering ist. Darüber hinaus stellen die für EEG geltenden Ortstarife laut Kosten-Nutzen-Analyse der E-Control keine spürbare Mehrbelastung für einzelne Bürger:innen dar, welche noch kein Mitglied in einer EEG sind. (5)
Energiegemeinschaften können sich zudem netzdienlich verhalten, da sie durch die Abstimmung von Erzeugung und Verbrauch innerhalb der Gemeinschaft Lastspitzen im öffentlichen Netz reduzieren können. Beispielsweise kann durch den Einsatz von Speichern oder die flexible Nutzung gemeinschaftlich erzeugter Energie der Bedarf an Strom aus dem öffentlichen Netz in Zeiten hoher Auslastung verringert werden. Dies unterstützt eine effizientere Nutzung der bestehenden Netzinfrastruktur und kann langfristig dazu beitragen, gezieltere Investitionen in den Netzausbau einzusetzen.
Unser Fazit
Die Haupttreiber der aktuellen Kostensteigerungen sind die notwendigen Investitionen in die Netzinfrastruktur und der sinkende Strombezug aus dem öffentlichen Netz. Energiegemeinschaften tragen vielmehr dazu bei, die Energiewende voranzutreiben, die regionale Wertschöpfung zu stärken und das Stromnetz langfristig effizienter zu nutzen. Die steigenden Netzkosten sind daher in erster Linie auf strukturelle und technische Entwicklungen zurückzuführen.
Quellen: