Nachschau: Roundtable des Klima- und Energiefonds im Climate Lab Wien
30.04.2025
Am 26.03.2025 veranstaltete die Österreichische Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften im Climate Lab Wien unter dem Titel “Wie können Energiegemeinschaften netz- und systemdienlich agieren?” eine Expert:innendiskussion.
Die Anzahl der Energiegemeinschaften in Österreich nimmt stetig zu, wobei mit Ende März 2025 über 4.000 Energiegemeinschaften sich österreichweit in der Gründung bzw. im laufenden Betrieb befinden (3.650 EEGs, 685 BEGs).
Das Modell stellt einen starken Impuls für die Nutzung und Akzeptanz erneuerbarer Erzeugungsanlagen in Österreich dar und hat neue Möglichkeiten zur gemeinsamen Nutzung von erneuerbarem Strom eröffnet. Der rasante Zuwachs wirft aber auch Fragen nach der zukünftigen Weiterentwicklung des Modells auf. Eine davon, nämlich ob Energiegemeinschaften neben ihren vielen positiven Effekten auch zur tatsächlichen Entlastung der unter Druck geratenden Verteilernetze beitragen können, diskutierten im Climate Lab rund 20 Vertreter:innen der E-Control, von Netzbetreibern, Dienstleistungsunternehmen, Energiegemeinschaften, des BMWET und der Koordinationsstelle.
Im Mittelpunkt der Diskussion standen zwei zentrale Fragen:
- Was bedeuten die Begriffe Netz-, System-, und Marktdienlichkeit und wie unterscheiden sie sich voneinander?
- Welche Maßnahmen und Anreize könnten dazu führen, dass sich Energiegemeinschaften und ihre Teilnehmer:innen zukünftig (stärker) netz-/systemdienlich verhalten?
Zunächst versuchten die Teilnehmer:innen in zwei Kleingruppen zu einem gemeinsamen Verständnis der Begriffe zu kommen. Im zweiten Teil des Vormittags wurden verschiedene Maßnahmen und Anreize diskutiert, die dazu beitragen könnten, dass Energiegemeinschaften und ihre Mitglieder zukünftig zur Entlastung und optimalen Nutzung der Netze beitragen und sich möglichst positiv auf das gesamte Energiesystem auswirken.
Als wichtigste Punkte identifizierte die Gruppe:
- Optimierung des Energiemanagements in Energiegemeinschaften: Prognose- und Echtzeitdaten verfügbar machen, Speicherintegration verbessern, Visualisierungstools nutzen
- Speichernutzung ermöglichen: Klare Regelungen für die Nutzung von Speichern in Energiegemeinschaften schaffen (Abgrenzung zwischen Strom aus der Energiegemeinschaft und Strom vom Energielieferanten).
- Tarif- und Verbrauchsanpassungen: Umsetzung flexibler Netztarife mit Leistungskomponente und Berücksichtigung saisonaler Unterschiede
- Zusammenarbeit und Innovation: Kooperation mit Netzbetreibern vertiefen, Flexibilität im Netz stärken, sektorübergreifende Energiegemeinschaftsmodelle fördern und Wissensvermittlung bzw. Bewusstseinsbildung ausbauen.
Insgesamt zeigte die lebendige Diskussion viele Facetten und Möglichkeiten auf, wie Energiegemeinschaften auch in Zukunft einen positiven Beitrag zum Gesamtsystem leisten können. Ein besonderer Vorteil des Modells ist, dass Energiegemeinschaften durch ihre lokale Verankerung und Organisationsstruktur besonders geeignet sind, Interesse für Energiethemen zu wecken, zu sensibilisieren, zu einem besseren Verständnis für komplexe Inhalte beitragen können und die Bereitschaft bei ihren Mitgliedern erhöhen, sich auf Veränderungen einzulassen.
Die hohe Bereitschaft, innovative Konzepte auszuprobieren und in der Praxis umzusetzen, braucht aber die richtigen systemischen Anreize, die aus Gesamtsicht positive Verhaltensweisen belohnen.
Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal für die rege Teilnahme an der Diskussion und werden die Ergebnisse in unsere weitere Arbeit einfließen lassen, um so zu dieser Erfolgsgeschichte der Energiewende weiterhin bestmöglich beizutragen.