Energiegemeinschaften vor der Kamera

20.12.2022

 

Die Arbeitsplattform Energiegemeinschaften stellt vier sehr unterschiedliche, doch allesamt sehr bemerkenswerte EEGs in kurzen Videoporträts vor. Prädikat: Besonders wertvoll für die Energiewende.

Energiewende in der Altstadt. Wolfsberg in Kärnten verfügt über eine historische Altstadt mit zahlreichen denkmalgeschützten Gebäuden. Was das Auge erfreut und Tourist:innen anlockt, bringt jedoch ein Problem für die Energiewende mit sich. Die alten Häuser dürfen nicht mit Photovoltaikanlagen ausgestattet werden. Daher entschloss sich die Stadtgemeinde zur Gründung einer EEG. So können nun auch die historischen Gebäude mit Ökostrom aus 26 gemeindeeigenen PV-Anlagen versorgt werden. Aktuell kann die Gemeinde rund zehn Prozent ihres Energiebedarfs mit Sonnenstrom decken. Doch bald soll dieser Anteil steigen. Auf dem Dach des Sportstadions wird eine PV-Anlage mit 350 kWp errichtet. Und auch in den 40 Katastralgemeinden von Wolfsberg schlummert ein riesiges Potenzial für die Energiewende – zum Beispiel die Dächer von Kindergärten, Schulen, Feuerwehrhäuser und Vereinslokalen. Diese sollen sich künftig selbst mit PV-Strom versorgen und ihre Überschüsse an die Gebäude der Altstadt liefern.

Innovation aus dem Grätzl. „Miteinander – füreinander“ lautet das Motto der Grätzl Energie Wien, der ersten regionalen Energiegemeinschaft der Bundeshauptstadt. Das Grätzl, um das es geht, ist im Bereich der Perfektastraße in Wien-Liesing angesiedelt. Hier produziert ein Metallverarbeitungsbetrieb Strom auf seinem Dach. Die Überschüsse aus der 200-kWp-PV-Anlage werden an die EEG geliefert. Aktuell profitieren die privaten Verbraucher:innen vor allem am Wochenende vom Gemeinschaftsstrom, da das Werk samstags und sonntags nur wenig der selbst produzierten Energie benötigt. Die Gründer:innen der Grätzl Energie Wien haben sich vorgenommen, pro Jahr zusätzliche 1.000 kWp Photovoltaik zu installieren und suchen dazu weitere Partner:innen. Weiters soll im Sinne des Füreinanders ein Modell entwickelt werden, in dem die Stromerzeuger:innen einen Teil ihrer Überschussenergie spenden können.

Rund um den Mühlbach. Nicht Photovoltaik, sondern Kleinwasserkraft bildet das Herzstück der EEG Rübig in Wels. Die Rübig Kraftwerk GmbH produziert am Mühlbach rund 620.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Damit deckt sie aktuell den Strombedarf von 16 benachbarten Verbraucher:innen – Haushalte und Bauernhöfe – fast vollständig. Was noch fehlt, liefert die Wels Strom AG, die auch die Gründung des Pilotprojektes unterstützte. Auch die EEG Wels soll weiter ausgebaut werden. Derzeit gibt es auf drei Wohnhäusern und zwei landwirtschaftlichen Objekten Photovoltaikanlagen. Ihnen soll nun ebenfalls eine Erzeugerrolle zukommen, damit auch ihr Sonnenstrom bestmöglich ganz in der Nähe verwertet werden kann.

Strom aus der Druckerei. Über die erste privatwirtschaftlich initiierte EEG Österreichs und gleichzeitig die erste in Salzburg gegründete EEG hat die Koordinationsstelle für Energiegemeinschaften bereits Ende April 2022 berichtet. Nun gewährte die Druckerei Roser in Hallwang auch einem Kamerateam Einblick. Derzeit kann das Unternehmen rund 40 Prozent seines Strombedarfs mit zwei eigenen PV-Anlagen (zusammen rund 145 kWp) decken – durch Kooperation mit benachbarten Unternehmen sollen es 100 Prozent werden. Außerhalb der Betriebszeiten wiederum beliefert die EEG Druckerei Roser vier nahegelegene Privathaushalte mit Strom. Gespräche mit weiteren potenziellen EEG-Mitgliedern werden geführt. Geschäftsführer Peter Bucheggers Vision ist ein „energieautarkes und klimaneutrales Unternehmen“. Dazu gehört auch der Ausstieg aus Erdgas, den er in Kooperation mit den Nachbarbetrieben schaffen möchte.

Videolinks:
Video EEG Wolfsberg
Video EEG Grätzl Energie Wien
Video EEG Rübig in Wels
Video EEG Druckerei Roser