Druck abbauen – EEG aufbauen

29.04.2022

 

Der Umwelt- und Klimaschutz beschäftigt Peter Buchegger, Geschäftsführer der Druckerei Roser in Hallwang bei Salzburg, schon lange. Er investierte in modernste Drucktechnologie und Photovoltaik, setzt auf mineralölfreie Druckfarben und nachhaltiges Papier – und nun will er unter den Ersten sein, die eine Erneuerbare-Energie-Gemeinschaft (EEG) starten.

Der Verein ist gegründet, und wenn alles klappt, könnte schon ab 1. Mai der Strom in der EEG fließen. „Wir haben uns schon lange vor dem 1. Juli 2021 mit dem Thema Energiegemeinschaft beschäftigt und sehr viel Herzblut, Zeit und Geld in das Projekt gesteckt“, sagt Buchegger. 2021 ließ er eine Photovoltaik-Anlage mit 70 kWp auf dem Dach des Bürogebäudes und eine zweite mit 67 kWp auf der Produktionshalle errichten. Zusammen decken die zwei Anlagen 40 Prozent des Strombedarfs und 100 Prozent der geeigneten Dachflächen des Unternehmens ab.

Rundum grün. „Wenn ich mich in ein paar Jahren operativ zurückziehe, möchte ich ein energieautarkes und klimaneutrales Unternehmen übergeben“, hat sich Buchegger vorgenommen. Und da nimmt die EEG eine wichtige Rolle ein. Die Druckerei kann nun bald überschüssigen Strom – vor allem am Wochenende – an benachbarte Privathaushalte liefern. Fünf sind bereits fix dabei, zwei weitere interessiert. Viel wichtiger aber noch: Buchegger konnte auch zwei benachbarte Unternehmen überzeugen, ihre Dächer ebenfalls mit Photovoltaik auszustatten und den selbst nicht benötigten Strom im Rahmen der EEG an die Druckerei zu liefern.

Neben den ökologischen Aspekten, spielen natürlich auch wirtschaftliche eine Rolle – gerade angesichts der enorm gestiegenen Energiepreise. „Die Rentabilität der PV-Anlagen hat sich enorm verbessert – und innerhalb der EEG wird der Strompreis immer günstiger sein als auf dem freien Markt“, so Buchegger. Außerdem ist die EEG auch gut fürs Image. Erst kürzlich veröffentlichten die Salzburger Nachrichten ein Firmenporträt mit dem Titel „Die ‚grünste‘ Druckerei Österreichs“.

EVU als Partner. Umfangreiche Unterstützung bei der Gründung und im Betrieb leistet die Salzburg AG. Sie betrachtet Dienstleistungen für Energiegemeinschaften als neues Geschäftsfeld und war von Anfang an in das Pilotprojekt eingebunden. „Wir haben mit der Druckerei Roser und ihren Nachbarn technische Lösungen erprobt und die Energieflüsse in Echtzeit visualisiert, unterstützen bei den Statuten und Verträgen, sorgen für die Registrierung der EEG und übernehmen die Verrechnung der Stromflüsse“, erklärt Viktoria Eder von der Salzburg AG.

Sektorkoppelung. Nach und nach möchte Buchegger die Pkws und Klein-Lkws der Druckerei auf Elektrofahrzeuge umrüsten, die dann natürlich auch EEG-Strom tanken. Sein eigenes E-Firmenauto wird schon in zwei Monaten geliefert. Die Ladestationen E-Bikes und E-Autos sind bereits installiert.

Einen „Stachel im Fleisch“ möchte der Geschäftsführer noch entfernen, um sein Ziel vom grünen Vorzeigeunternehmen zu erreichen, die Gasheizung. Die hochmodernen Heidelberger-Druckmaschinen, der Stolz des Unternehmens, sorgen zwar für Warmluft, doch für die Beheizung beider Gebäude braucht es zusätzliche Energie. Ein eigenes Biomasseheizwerk samt Nahwärmenetz zu errichten würde das mittelständische Unternehmen überfordern, eine Beteiligung an einem derartigen Projekt wäre ihm jedoch hochwillkommen. Gemeinschaft macht stark – und vielleicht wird die EEG rund um die Druckerei Roser eines Tages nicht nur mit Strom, sondern auch mit Wärme handeln.

Weitere Informationen:
Druckerei Roser GmbH